Der STIHL AQUA MOWER ist ein Ausblick in die Zukunft für die Marke STIHL. Es ist ein Produkt, das aktuell noch nicht zu STIHL zugeordnet werden kann, aber eventuell in Zukunft ein neues Feld für die Marke eröffnen könnte. Könnte es also ein STIHL-Produkt sein oder nicht? Diese Frage bleibt bis zum Ende der Bachelorthesis offen und soll den Betrachter anregen über die Zukunft der Marke nachzudenken.
Ziel dieser Bachelorthesis war es für STIHL ein Produkt zu entwerfen, das aktuell noch nicht zu STIHL passt. Keine neue Kettensäge, Heckenschere oder Laubgebläse. Die Devise war: Verrückt Denken, Neues Wagen.
Das konkrete Thema, das noch nicht zu STIHL passt, ist der Algenanbau. Pflanzenpflege an Land ist für STIHL bereits das hauptsächliche Thema. Doch für die Pflanzenpflege im Wasser bietet die Marke noch keine Produkte an.
Der Algenanbau ist ein in Europa stark wachsender Trend. Viele Probleme, die die konventionelle Landwirtschaft auf die Probe stellen, sind für den Algenanbau kein Thema: lange Trockenperioden durch ausbleibende Niederschläge sind für die Wasserpflanzen zum Beispiel kein Grund für eine ausbleibende Ernte.
Folgende Probleme können die Algen angehen.
CO2 und Methananstieg in der Atmosphäre:
CO2 und Methan treiben den Klimawandel stetig voran und müssen dringend aus der Atmosphäre gebunden werden. Algen speichern bis zu drei mal mehr Kohlenstoffdioxid als Landpflanzen, und könnten somit schneller zur Lösung beitragen als bekannte, terrestrische Pflanzen.
Durch die Zugabe von 50 gramm Mikroalgen in das Viehfutter von Rindern stoßen diese bis zu 82% weniger Methan aus, unglaulich aber wahr.
Temperaturanstieg:
Zwar wird sich auch die Meerestemperatur aufgrund des Klimawandels erhöhen, der Temperaturanstieg an der Wasseroberfläche ist jedoch geringer als an Land, weil sich Landflächen allgemein schneller als Wasserflächen erwärmen.
Trockenperioden:
Die konventionelle Landwirtschaft leidet unter langen Trockenperioden. Die Nahrungsmittelverluste können bis zu 84% betragen. Algen haben dieses Problem nicht, im Meer gibt es für sie immer reichlich Wasser.
Süßwasserknappheit:
Viele Bauern müssen aufgrund von ausbleibenden Niederschlägen kostbares Trinkwasser für die Pflanzenbewässerung nutzen. Algen benötigen das selbstverständlich nicht.
Welthunger:
Die Weltbevölkerung wächst stetig. Auch bisher leiden viele Menschen unter Hunger, doch bald könnte es schwierig werden, mit der vorhandenen Landfläche die Bevölkerung nur theoretisch ernähren zu können. Algen könnten hier eine gute Ergänzung zur bisherigen Ernährung sein.
Wachstum der Weltbevölkerung:
Der Platz auf der Erde wird knapp. Die Landfläche benötigen die immer mehr werdenden Menschen, um Platz für Felder zu schaffen werden Wälder gerodet. Würde man Algen im Meer anbauen, hätte man mehr Platz auf dem Land und könnte wichtige Wälder bewahren.
„We need to do it at a large scale.“
Um all die großen Probleme wirksam angehen zu können, müssen sie auch in einem großen Maße durchgeführt werden.
Der Standort Europa bietet hier gute Wachstumsbedingungen für die Algen an sich, aber auch für den Algenanbau im Allgemeinen, da es noch viele Wasserflächen gibt, auf denen angebaut werden kann.
Der Algenanbau in Europa ist durch den hohen personellen Aufwand bei der Ernte leider noch nicht profitabel. Statt bei guten Bedingungen in Europa die Algen direkt anzubauen, werden billigere Algen aus Asien importiert. Dort sind die Personalkosten – wie in allen anderen Branchen auch – sehr viel niedriger und das Endprodukt somit günstiger.
Die Alge Kelp wird an Seilen kultiviert, die horizontal im Wasser liegen.
Der Algenanbau von Kelp kann in 5 Schritte unterteilt werden: Die Anreicherung der Algenseile mit Sprösslingen, das Auslegen der Seile, die Wachstumsphase der Alge, das Abernten der Seile und die Nachbearbeitung der Alge.
Da das Abernten der Seile der aufwändigste Schritt ist, und sich pro Saison mehrmals wiederholt, macht es Sinn diesen Schritt mit einer Maschine zu unterstützen beziehungsweise dem Menschen komplett abzunehmen, um die hohen Personalkosten zu senken.
Das Ziel ist es die Anbaufläche zu vergrößern, ohne, dass neue Arbeitskräfte eingestellt werden müssen. Durch eine Maschine, die ein mal erworben werden muss kann man eine größere Fläche bewirtschaften und die gekaufte Maschine hat sich schon bald gelohnt.
Der STIHL AQUA MOWER soll beim Algenanbau helfen. Er kann automatisch Algen ernten, und somit teure Arbeitskräfte ersetzen. Somit stünde dem Wachstum des Algenanbaus in Europa nichts mehr entgegen und die globalen Probleme der konventionellen Landwirtschaft könnten angegangen werden.
Der STIHL AQUA MOWER kann selbstständig die Algenseile abernten. Der Algenbauer wird nur noch benötigt, um den vollen Algencontainer mithilfe eines Gabelstaplers zu entleeren und das Gerät über eine App zu steuern.
Der AQUA MOWER besteht grundsätzlich aus 3 Hauptkomponenten. Das vorne liegende Schneidwerk, der hinten liegende Algencontainer und der Hauptbody, der unter anderem für den Auftrieb des Bootes sorgt.
Der AQUA MOWER kann das Schneidwerk öffnen, um über die erste Boje des Seils fahren zu können, welche am Meeresboden fixiert ist. Anschließend kann er das Schneidwerk wieder schließen und die Algen abernten.
Die an langen Seilen kultivierten Algen können vom AQUA MOWER abgefahren und abgeschnitten werden. Durch den erzeugten Wasserstrom fließen die Algen in den im Heck liegenden Container, wo das Wasser abfließt und die Algen bis zum Entladen gelagert werden.
Wenn der AQUA MOWER den ein Kubikmeter großen Algencontainer gefüllt hat, muss dieser entleert werden. Der AQUA MOWER kann rückwärts an die Base fahren, und wird dort induktiv geladen. Dort kann dann der Algenbauer mithilfe eines Gabelstaplers den Container anheben und an Land bringen. Sobald der AQUA MOWER mit einem leeren Container beladen ist, kann er mit dem Algen-abernten fortfahren.
Das Design des Algenernters ist innovativ und modern. Wie die Funktion des Produkts, kann auch die Form in keine bekannte Kategorie eingeordnet werden. Die Flächenführung soll ruhig wirken. Das Produkt soll ausstrahlen, dass es mit der Natur und nicht gegen die Natur arbeitet. Robuste Strukturen lassen das Produkt zuverlässig und professionell wirken.
Durch klare Farbtrennungen wird klar, dass unterschiedlich gefärbte Komponenten unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Die gerade Trennung zwischen dem auf dem Heck aufliegenden Container und dem Hauptkorpus lässt vermuten, dass dieser nach hinten herausnehmbar ist.
Die auch formal klare Trennung des vorne liegenden Schneidwerks lässt darauf schließen, dass es in die verschiedenen Richtungen beweglich ist.
Die große Öffnung vorne lässt vermuten, dass hier etwas breites, ausschweifendes eingezogen wird, wie bei dem Maul eines Wales.
Die Silhouette des AM ist flach und die Außenkontur fällt nach vorne stark, nach hinten leicht ab. Dadurch liegt das Produkt stabil im Wasser. Durch die stark abgeflachte Front hat das Objekt eine klare Richtung nach vorne, die wie ein stark abstrahierter Pfeil durch die zwei abknickenden Frontecken sofort erkennbar ist.
Die zwei Kufen des Katamarans stechen durch spitze Kanten vorne ins Wasser und spalten selbstbewusst das Wasser. Nach hinten führen sich diese geradlinig fort und greifen so die geradlinige Arbeitsweise des Geräts entlang der Algenseile auf.
Die digitalen Anzeigen am ganzen Produkt sind klar erkennbar, und lassen auf einen hohen Digitalisierungsgrad beziehungsweise Automatisierungsgrad schließen. Das Produkt arbeitet selbstständig, und muss nötige Informationen nach außen kommunizieren.
Die Linien sind meist sehr gerade und selten überspannt. Die Ecken sind immer mit großen Radien abgerundet. Das Produkt wirkt somit zwar technisch, aber nicht zu scharfkantig und unnahbar.
Klar definierte, große Flächen im vorderen des Produkts wirken präzise und hochwertig. Scharfe Kanten und Farbtrennungen unterstützen dies. Die Flächenführung erscheint originell aber nicht zu wild. Einzelne Elemente wie Lichter an den Frontseiten erinnern an Autos, doch der Rest des Produkts kann diese Assoziationen schnell entkräftigen.
Die Form des orangenen Containers und des blauen Hauptkorpus‘ passen wie ein Puzzleteil zueinander. Die schon vermutete Möglichkeit des Herausnehmens des orangenen Containers wird dadurch bekräftigt.
Schwarze Flächen an allen seiten des Produktes lassen auf technische Komponenten, wie Kameras oder Sensoren schließen. Eine Griffmulde auf der Oberseite des AM lässt vermuten, dass hier der Mensch selbst tätig werden kann. Ansonsten wirkt das Produkt aber sehr digital und autonom.
Die Grafiken sind schlicht und modern gehalten. Alle Grafiken folgen dem gleichen Muster: Eine dünne Linie mit abgeschrägten Enden.
Die LED-Panels sind gut erkenn- und lesbar.
Die Fugen des AQUA MOWERS wirken sehr gleichmäßig und präzise. Das Produkt wirkt wasserdicht und für den Einsatz im Wasser gewappnet.
Ist es nun ein STIHL-Produkt oder nicht? Inspiriert ist der Titel dieser Bachelorthesis von dem Gemälde „Ceci nest pas une pipe.“ von Rene Magritte aus dem Jahr 1929.
Abgebildet ist eine Pfeife, darunter der Satz: „Dies ist keine Pfeife“. Rene Magritte wollte damit darauf aufmerksam machen, dass es tatsächlich keine Pfeife ist, sondern nur ein Bild einer Pfeife.
Ähnlich soll diese Bachelorthesis die Frage in den Raum stellen: Könnte das ein STIHL Produkt sein? Eventuell in 10-15 Jahren? Oder ist es für die Marke STIHL zu verrückt und nicht realistisch?